LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON \"HÄMORRIDEN\" am 14.04.2011

Die meistgestellten Leserfragen am Expertentelefon „HÄMORRIDEN“ am 14.04.2011

 
 

 

 

 

 

 

Mein Mann hat seit einiger Zeit Blut im Stuhl. Weil er Angst vor der Untersuchung und dem möglichen Ergebnis hat, will er partout nicht zum Arzt. Ist das denn wirklich so schlimm?

  • Werner Ponton, niedergelassener Facharzt für Chirurgie in einer kolo-proktologisch-chirurgischen Privatpraxis in München: Die Angst vor der ersten proktologischen Untersuchung durch den After belastet alle Patienten. Dabei wird sie bei gewissenhafter Durchführung weder schmerzhaft noch unangenehm sein. Erkennt man Blut im Stuhl, sollte der Bereich um den After bis zum mittleren Abschnitt des Mastdarmes untersucht werden. Dazu ist in der Regel keinerlei Vorbereitung notwendig. Kein Abführen und auch kein Einlauf. Ziel ist es zunächst nur, die Stelle zu finden, aus der es blutet, und eine Krebserkrankung als Ursache auszuschließen.

Ich habe große Hämorriden, die bei körperlicher Anstrengung manchmal spürbar hervortreten. Kann ich trotzdem noch Sport treiben?

  • Werner Ponton: Da es sich hierbei meist nicht um ein akutes Ereignis handelt, können Sie meines Erachtens weiter Sport treiben. Sollte es dabei zu Blutungen kommen oder das ausgestülpte Gewebe nicht mehr von alleine zurückgehen, ist eine zeitnahe Behandlung beim Proktologen sinnvoll. Denn wenn das ausgestülpte Gewebe über längere Zeit den Schließbereich irritiert, führt dies zunehmend zu einer Schwächung der analen Schließmuskulatur. Dadurch wird der After mehr und mehr undicht (beginnende Inkontinenz). Dies kann durch eine frühzeitige Behandlung verhindert werden. Danach können Sie wieder in Ihrer sportlichen Aktivität aufgehen.

Ich habe eine Verdickung am Analausgang. Woran kann ich erkennen, ob ich Hämorriden oder etwas anderes habe? Kann so etwas eventuell auch mal bösartig werden?

  • Werner Ponton: Für den Laien ist es immer sehr schwierig, den Bereich um den After einzusehen und Veränderungen richtig zu beurteilen. Bei plötzlich auftretenden, häufig sehr schmerzhaften Schwellungen handelt es sich fast immer um Analthrombosen. Die narbigen Ränder eines Afterrisses (Analfissur) können als Verdickung getastet werden ebenso wie geschwollene Hautfalten (Marisken) oder Abszesse. Verdickungen durch Hämorriden sind eher die Ausnahme. In seltenen Fällen kann es sich auch um eine Krebsgeschwulst (Analkarzinom) handeln. Da so viele unterschiedliche Ursachen denkbar sind, sollte diese Veränderungen immer ein Proktologe beurteilen. Er kann eine bösartige Entartung ausschließen und die jeweils notwendige Behandlung einleiten.

Wie kann ich verhindern, dass sich meine Hämorriden noch weiter vergrößern und operiert werden müssen? Wie kann ich selbst vorbeugen?

  • Dr. Helga Küntscher, niedergelassene Fachärztin für Chirurgie und Proktologie in München: Hauptursache für ein Hämorridalleiden ist zu hoher Pressdruck bei der Stuhlentleerung, wie er insbesondere bei einer Verstopfung und zu harten Stuhlgängen auftritt. Die wichtigste Regel ist also, für einen wohlgeformten, gut entleerungsfähigen Stuhlgang zu sorgen - durch regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und reichliche Flüssigkeitszufuhr - und keine langen Toilettensitzungen abzuhalten.

Da ich Schmerzen beim Toilettengang habe, versuche ich nur dann zu gehen, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Meine Schwester meint, das wäre falsch. Ich müsse gerade auf eine regelmäßige Verdauung achten ...

  • Dr. Helga Küntscher: Schmerzen beim Toilettengang sind Ausdruck von kleinen Wunden im Analkanal. Bei einer Stuhlvermeidung kommt es jedoch zur Verhärtung der ersten Stuhlgangsportion und damit erneut zu Rissen. Also: Hauptvoraussetzung für eine Besserung bei schmerzhaftem Toilettengang ist auch hier die regelmäßige Verdauung. Um dies zu erreichen, haben sich zusätzlich zu einer gesunden Ernährung Quellmittel wie beispielsweise Flohsamen und reichliche Flüssigkeitszufuhr bewährt, um den Stuhlgang gleitfähiger zu halten.

Was kann ich tun, wenn ich unter akutem Jucken und Brennen am Po leide? Besonders im Büro ist das sehr unangenehm ...

  • Dr. Martina Grönig, Apothekerin in Berlin und Autorin medizinischer Publikationen: Akutes Jucken und Brennen am Po ist fast immer durch eine Hautreizung ausgelöst. Treten die Beschwerden in Zusammenhang mit Hämorriden auf, lassen sich derartige Symptome am besten mit sogenannten Lokalanästhetika wie in Posterisan akut behandeln. Salbe, Zäpfchen und Haemotamps, die sich besonders gut am Wirkort platzieren lassen, enthalten den örtlich betäubenden Wirkstoff Lidocain, der die Beschwerden rasch lindert. Auch Präparate mit Hamamelisextrakt können in frühen Stadien eingesetzt werden. Die hierin enthaltenen Gerbstoffe wirken gefäßverengend, entzündungshemmend und leicht blutstillend.

Während meiner Schwangerschaft haben sich vergrößerte Hämorriden gebildet. Ich hatte gehofft, nach der Geburt gehen sie von selbst wieder zurück – aber es tut sich nichts ...

  • Dr. Martina Grönig: Durch das zunehmende Gewicht der Gebärmutter während der Schwangerschaft vergrößert sich der Druck auf den Beckenboden. Auch das Pressen während der Geburt beansprucht die Hämorriden zusätzlich. Leider bilden sich die durch die Schwangerschaft vergrößerten Gefäßpolster nicht immer vollständig zurück. In aller Regel ist aber mit einer Verkleinerung zu rechnen.

Stimmt es, dass man nach einer Hämorridenoperation wochenlang schlecht sitzen und nur unter Schmerzen zur Toilette gehen kann?

  • Dr. Frank Wütherich, niedergelassener Chirurg und Proktologe in Ingolstadt: Nein, in der Regel nicht. Da es aber eine Vielzahl von Operationsmethoden gibt, die von verschiedenen Operateuren unterschiedlich durchgeführt werden, können solche Probleme in Ausnahmefällen auftreten.

Ich habe mir unlängst meine vergrößerten Hämorriden wegoperieren lassen. Doch mein Arzt meint, wenn ich nicht abnehme, kommen sie immer wieder. Stimmt das?

  • Dr. Frank Wütherich: Nein. Übergewicht allein ist keine Ursache für vergrößerte Hämorriden. Zunächst muss eine familiäre Veranlagung vorliegen. Dann müssen noch verschiedene äußere Faktoren hinzukommen wie langes Sitzen und Stehen, Bewegungsarmut oder Pressen beim Stuhlgang. Erst in einer derartigen Kombination kann Übergewicht das Hämorridalgewebe zusätzlich belasten.

Ich habe gehört, dass falsche Hygiene zu Hämorriden führen kann. Wie ist das gemeint?

  • Dr. Frank Wütherich: Jeder Mensch hat Hämorriden. Sie haben in unserem Enddarm eine Ventilfunktion und erlauben ein Luftablassen ohne Stuhl. Vergrößern sich die normalen Hämorriden, ist diese Ventilfunktion gestört, es kommt zu analem Juckreiz sowie Feuchtigkeit am After. Jetzt spielt eine sanfte Analhygiene eine große Rolle, denn es ist wichtig, das entzündliche Gewebe nicht zusätzlich durch heftiges Reiben zu reizen. Am besten eignet sich dazu eine Nassreinigung mit klarem Wasser. Eine Ursache für vergrößerte Hämorriden ist eine falsche Hygiene allerdings nicht.
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),